17. Juni 2014

[Rezension] Ursula Poznanski - Saeculum

* Amazon *

Handlung

Bastian Steffenberg besucht zum ersten Mal einen Mittelalter Markt und wird dank seines Schwarms Sandra doch irgendwie von der Atmosphäre in den Bann gezogen. So sehr, dass er sogar zu stimmt eine Live Rollenspiel Gruppe zu begleiten. 5 Tage fern ab der modernen Welt, leben wie im Mittelalter. Doch als die ersten Teilnehmer verschwinden und seltsame Botschaften auftauchen scheint aus dem Spiel ernst zu werden. Kann es sein, dass es den Fluch der beiden Brüder tatsächlich gibt oder gehört es doch alles nur zum Spiel?

Mein Fazit

Ich habe lange nicht mehr ein Buch in der Hand gehabt, dem ich nicht den Stempel High Fantasy, aber trotzdem richtig, richtig, richtig toll auf drücken konnte. Daher bin ich immer noch völlig begeistert von diesem Werk aus der Feder von Urslua Poznanski. Denn ich hatte wirklich nicht damit gerechnet.

Ich gerate ja schon beim Cover in Verzückung. Obwohl es sehr schlicht ist, ist gerade das, was die Stimmung des Buches sehr gut einfängt. Die schwarzen Äste auf dem weißen Hintergrund sorgen für eine düstere Stimmung, sie scheinen einen regelrecht hinunter ziehen zu wollen oder gefangen zu halten. Hinzukommt der Titel, der mit Saeculum schlicht aber doch sehr geheimnisvoll ist. 
Einfach nur herrlich, genau so wünsche ich mir Cover. Vielleicht habe ich auch einfach nur Verbindungen zu Ritus von Markus Heitz gezogen, da das genauso schlicht ist, wenn auch anders in der Farbwahl. Aber das war auch so ein richtig gutes Buch, um das es aber jetzt nicht gehen soll.

Saeculum gliedert sich in mehrere Abschnitte, die durch kurze Dialoge ein geleitet werden. Man kennt weder jene die da sprechen, noch weiß man in welcher Situation sich die Sprecher befinden. Aber man weiß, dass irgendwas Schlimmes passieren soll oder passiert ist.

„Oh mein Gott, so viel Blut!“
„Er stirbt. Ich glaube, er stirbt.“
„Wo ist das Schwert?“
„Liegt auf den Treppen.“
„Da kann es nicht bleiben.“
„Oh Gott, ich will endlich raus hier.“
„Wir verlieren kein Wort über das,
was hier passiert ist, klar?“
„Aber was, wenn er ... ich meine, wenn ...“
„Darum kümmere ich mich. Keine Sorge.“
Saeculum, Ursula Poznanski, Seite 5

Bastian Steffenberg findet sich auf einem Mittelalter-Markt wieder, ein Ort an dem man ihn eigentlich nicht antrifft und doch hat er sich seiner neuen Flamme zu liebe an diesen Ort verirrt. Und irgendwie kann er sich der Faszination, die von diesen Mark aus geht nicht entziehen. 
Und mit diesem wirklich schönen und gelungenen Anfang hat Ursula Poznanski mich gleich geködert. Ich finde es einfach gelungen, wie sie Bastians Sicht weise auf den Markt dargestellt hat, wie fremd ihm das alles vorkommt und wie merkwürdig die Menschen die mit wirken an diesem Bild und wie sich das alles doch langsam bei ihm einschleicht und eine gewisse Faszination weckt. 
Denn genau so ergeht es mir persönlich auch immer wieder, wenn ich ganz normaler Kleidung über einen Markt laufe und nicht dazu gehöre. Nur ein einziges Mal hatte ich das Glück „zur anderen Seite“ zu gehören. Es ist wirklich gut gemacht und schön beschreiben.

Sie führt ihre Hauptfiguren sehr schnell ein und schafft es einem die ganze Band auf ihre Art sympathisch zu machen oder einen zumindest neugierig zu machen. Es gibt Paul, der zur Orga gehört und Bastian zu gerne mit auf die nächste Larp-Runde mit nimmt. Es gibt Steinchen und Warze, die einfach nur eingefleischte Mittelalter-Fans sind und freundlich und nett rüber kommen. Es gibt Iris, die wirklich schräg ist und irgendwas treibt sie zu diesem leicht Paranoiden Verhalten an. Und natürlich Dora, die fest an das Übernatürliche glaubt. Und natürlich gibt es noch Sandra, die für Bastian Tür und Tor zu dieser Welt ist. 

Und geschickt beginnt die Autorin das mysteriöse in diese Geschichte ein zu flechten und beginnt die Angst und Unsicherheit unter den Teilnehmern des Liverollenspiels zu sähen. Eine einfach kleine Geschichte scheint dabei zu reichen. Eine Geschichte von zwei Brüdern, der eine reich, der andere arm, eine Geschichte von zwei Brüdern, von denen der eine das Blut des anderen vergießt und von denen einer selbst nach dem Tode nach dem Blut des anderen zu dürsten scheint. Alleine diese kleine Geschichte hat aus gereicht um die Spannung durch das ganze Buch immer schärfer anzuziehen. Denn es scheint als würde der Fluch aus der Geschichte zum Leben erwachen und die Figuren in Dunkelheit ziehen.

„Ihr seid am Ziel, doch nehmt Euch in Acht.
Die Weisen sagen, der Fluch sei erwacht.“
Saeculum, Ursula Poznanski, Seite 101

Dieser verfluchte Fluch, der hat mich im ganzen Buch wirklich in Atem gehalten, denn er scheint wahrhaftig erwacht zu sein und bereitet den Figuren immer mehr und mehr Ungemacht. Was das angeht lässt Poznanski sich echt nicht lumpen. Es ist ihr wirklich sehr gut gelungen die Spannung auf zu bauen, bis man förmlich in die Tischkante gebissen hatte, weil man wissen wollte, wie das ganze denn aus geht. Denn anders als andere Autoren steuert sie nicht die Sichtweise des Übeltäters bei, man muss sich ganz auf das verlassen was Bastian und vielleicht noch Iris zu berichten haben. Aber die tappen natürlich genauso im Dunklen wie wir und werden genauso wie wir von Doro kirre gemacht, die ebenso fest an den Fluch glaubt wie Stein fest ist oder Steinchen rund, wenn ich mich hier mal in Wortspielen verlieren soll. Irgendwann war selbst ich als Leser soweit dem zu glauben was Doro vom Stapel lässt, aber kann das wirklich alles sein? Da war wirklich kein Licht zu sehen. Einfach nur richtig herrlich gemacht. 

Sicherlich könnte ich jetzt auch noch die eine oder andere negative Kritik auspacken, aber dazu habe ich eigentlich überhaupt keine Lust. Mich hat die Idee des Mittelalter-Marktes und der Larp-Gruppe total begeistert und auch die Beschreibungen wirkten auf mich recht stimmig, obwohl natürlich keine Expertin bin. Aber auch die Stimmung hat mich voll und ganz überzeugt. Die Figuren haben die Geschichte immer weiter getragen, ohne das es groß jemanden brauchte der sie antreibt und dabei blieb das ganze so spannend, dass man wirklich in die Tischkante hätte beißen mögen, weil man endlich wissen wollte, was nun hinter dem Ganzen steckt. Wirklich der Fluch oder doch noch etwas ganz anderes? Und darüber hat die Autorin wirklich kein Wort verloren.
Was mich auch überrascht hat ist das es gerade ein Jugend-Thriller ist, der mich so gefesselt hat, denn normalerweise finde ich sie zwar interessant, lasse mich aber nicht so sehr in die Geschichte ziehen. Was wirklich auch noch ein richtiger plus Punkt ist. 

Kurz gesagt: Wer sicherlich tiefer in der Mittelalter-Szene steckt findet vielleicht einige Fehler und mal abgesehen von kleinen Schwächen, zählt Saeculum für mich zu einem der besten Bücher die ich bisher dieses Jahr gelesen habe.

9 von 10 Punkten
Fabelhaft!

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen