21. Juni 2014

[Rezension] Cornelia Funke - Geisterritter

* Amazon *

Handlung

Jon Whitcroft kann es kaum glauben. Seine Mutter schickt ihn auf ein Internat! Und das nur weil er ihren neuen Freund nicht mag! Das kann doch eigentlich nicht angehen. Und auch wenn Jon denkt es könnte nicht mehr schlimmer kommen, es kommt noch schlimmer. Denn er ist noch keine Woche dort, da sieht er schon seinen ersten Geist und dieser will Jon auch noch Tod sehen. Nun kann nur einer gegen einen solchen Geist bestehen und dieser ist selbst ein Geist. Doch was wenn dieser Geist nicht die gute Seele ist  die er vorgibt zu sein. Irgendwie muss Jon doch aus diesem ganzen Schlamassel raus kommen.

Mein Fazit

Cornelia Funke kannte ich bisher nur als die Autorin der Tintenwelt Reihe und selbst davon kenne ich bisher nur den ersten Band. Ich habe also eine ganze Menge Nachholbedarf, was sie an geht. Das kam es mir gerade recht, dass Geisterritter in der Bücherei rum lag und auf mich gewartet hat. 

Ich weiß gar nicht so recht, was ich von dieser Geschichte erwartet hatte. Ebenso eine kindische Gespenster Geschichte, die zwar nicht schlecht sein musste, aber eher zu einem „oh wie süß“ als einem „oh wie spannend“ tendierte. Nicht das „oh wie süß“ schlecht ist, das hat mir ja schon Ottfried Preußler mit dem kleinen Gespenst bewiesen. Aber es ist eben nicht das was man sich von einem Buch, dass sich „Geisterritter“ nennt, erhofft. Genauso wenig denke ich, dass es einfach ist eine Geschichte zu schaffen, die auch noch bei älteren Lesern das Gefühl von „Oh wie Spannend“ auslöst. Cornelia Funke hat sich da auf eine interessante Gratwanderung ein gelassen.

Jons Geschichte konnte mich vielleicht nicht von der ersten Seite an überzeugen, denn der Junge, der dem neuen Lebensgefährten böse Streiche spielt und dann ins Internat, das schon sein verstorbener Vater besucht hat, verfrachtet wird, ist für mich eben doch eine Spur zu viel Klischee. Natürlich sehe ich das nun aus der Sicht eines älteren Lesers, der eben nicht mehr zur Zielgruppe gehört, und daher bin ich vielleicht auch nicht die richtige um das sagen zu können, aber es war eben doch ein bisschen dick auf getragen.
Aber vermutlich ist dies wieder einer der Punkte, an dem man merkt wie unterschiedlich die Betrachtungsweisen sind. Denn ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ein jüngeres Mädchen oder Junge diesen Einstieg als völlig logisch empfindet und überhaupt nicht klischeehaft. Daher werde ich nun nicht sagen, dass es schlecht war, sondern einfach nur ein bisschen zu viel für mich.

Danach konnte ich mich sogar ziemlich gut mit der Geschichte anfreunden. Ich bin mit dem Protagonisten Jon dann doch noch ziemlich warm geworden, weil ich doch ein bisschen mit ihm gelitten haben, so ins Internat abgeschoben, ohne Freunde (seine Zimmergenossen zählten da ja irgendwie nicht) und dann auch noch von Geistern verfolgt, die ihn sprichwörtlich zu Tode gruseln wollen. Da muss man einfach irgendwie Mitleid mit dem Jungen haben. Aber auch sein weiblicher Gegenpart lässt nicht zu wünschen über. Sie ist ein bisschen weniger erschrocken, als er über die Geister und kann ihm zum Glück beistehen, denn mit Geistern kennt sie sich dank ihrer ein wenig schrägen Oma schon sehr gut aus. Das ist schon alles irgendwie gut durch dacht und wirkt nicht zu übertrieben, sondern eigentlich richtig stimmig.

Auch die bösen Geister sind nicht gerade aus der Luft gegriffen, sieht man mal davon ab, dass sie aller Vermutung nach aus nicht viel mehr als Luft bestehen. Die sind schon irgendwie eine Hand feste Bedrohung, Und jetzt hör ich auch auf mit diesen netten kleinen Anspielungen. Sie haben schon ihren Grund warum sie noch auf der Erde verweilen und sind schon recht gruselig mit anzusehen, wenn sie denn ihre Nächte unter Jons Zimmerfenster im Internat verbringen. 
Da würde es wohl selbst mich noch gruseln, obwohl ich vermutlich auch die halbe Nacht am Fenster hängen würde und zu ihnen runter starren würde und vielleicht am nächsten Abend eine kleine salzige Überraschung zusammen schustern würde (hey Supernatural schauen zahlt sich auch irgendwann mal aus). 

Aber noch besser hat mir der Geist gefallen, den Jon schließlich um Hilfe bittet, da ist natürlich erst mal das kleine Abenteuer, dass bestanden werden muss, um diesen Geist überhaupt zu finden, das ist auch schon wieder eine Nummer für sich und von Cornelia Funke wirklich gut erdacht. Da kann man wirklich seinen Spaß dran haben. Aber Geisterritter ist wirklich herrlich. Auch er hat seine Gründe, die ihn auf der Erde halten. Er ist alles andere als gruselig, sondern tatsächlich die Art Geist, die man sich als Freund wünscht. 

Die ganze Geschichte ist schlussendlich mit kleinen und großen Abenteuern gespickt, blicken in die Vergangenheit und Erkenntnissen der Gegenwart. Man gruselt sich, man muss schmunzeln und irgendwie wickelt die Geschichte einen schon sehr gut um den Finger. 

Und obwohl die Bilder dem ganzen noch einen zusätzlichen schönen Touch verleihen, hätte ich gerne drauf verzichten können, denn sie entsprechen leider nicht wirklich dem Stil der mir gefällt und waren daher doch eher störend (besonders das Bild des armen Schülers der sich dereinst in den Tod gestürzt hat). Für Kinder sind sie sicherlich wieder genau passend, denn sie sorgen an den richtigen Stellen für die richtigen Bilder und lassen eben doch auch noch genug Spielraum für eigene Vorstellungen.

Ich glaube dieses  Buch hat durchaus das Zeug dazu auch noch spätere Generationen zu begeistern und ist sicherlich auch dazu geschaffen sich noch mal in Kindheitserinnerungen zu verlieren. Für mich war es - natürlich mit den altersbedingten Abstrichen - das Gespenster/Geister Abenteuer das ich selbst gerne erlebt hätte. Ich wurde nicht vom Hocker gerissen, aber war doch entzückt von der Erzählung die Cornelia Funke hier abliefert.

7 von 10 Punkten
Packend!

4 Kommentare:

  1. Das klingt irgendwie schön, ich glaube ich muss es dann doch mal lesen. Ich hatte schon das Hörspiel dazu gehört und fand es toll (Allerdings kenne ich schon Funke-Bücher und wusste auch, dass es sich mehr um ein Kinderbuch handelt, deshalb habe ich genau das richtige erwartet), hatte aber danach erstmal die Lust verloren es noch zu lesen. Das ist jetzt eine Weile her und was du schreibst erinnert mich auch daran, das Hörspiele immer etwas gekürzt sind...
    Wenn du Lust hast noch was von ihr zu lesen, ich habe "Der Herr der Diebe" früher geliebt. Es ist auch für eine jüngere Zielgruppe und es wird deshalb natürlich hier und da ein wenig dick aufgetragen, aber wenn man das weiß ist es sicher auch für ältere Leser was. Eigentlich auch so ein Buch, was ich schon lange nochmal lesen wollte.

    Alles in allem finde ich, das Frau Funke tolle Kinder- und Jugendbücher schreibt und ich mag es irgendwie, dass sie dabei ihre Zielgruppe im Auge behält. Bei manch anderem habe ich das Gefühl sie beugen sich dem Zwang ihre Jugendbücher so anzupassen, dass sie "auch" Erwachsenen gefallen und am Ende ist die tatsächliche Zielgruppe eben diese Leser, während die jüngeren Leser gar kein Interesse mehr dran haben.

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    1. Ja, man darf nicht zu viel erwarten von diesen Büchern, ich glaube wenn ich das nicht getan hätte, dann wäre ich auch enttäuscht gewesen. Aber es ist einfach irgendwie eine richtig süße Geschichte ^^
      Den hab ich auch schon gelesen, die Rezi kommt in der nächsten Zeit noch, ich hab nen kleinen Stapel an Rezensionen die ich abarbeiten muss ^^" Darum braucht es noch einen Moment. Bin ja irgendwie mal böse in Verzug geraten.

      Stimmt, Cornelia Funke geht nicht über ihre Zielgruppe weg, und schafft dabei immer noch schöne Geschichten, auch wenn man sie manchmal dann nicht mehr so richtig schätzen kann, weil man einfach zu alt ist. Aber z.B. bei Tintenherz bin ich selbst schuld, ich hätte es schon lesen können, habs nur einfach nicht.

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    2. Tintenherz habe ich noch gar nicht gelesen, auch Reckless nicht, obwohl ich bei beidem den ersten Band da habe. Früher habe ich mehr von ihr gelesen, z.B die ganzen Wilden Hühner, die hatte meine Cousine alle. Von daher basiert meine Meinung zu Frau Funke auch mehr auf den älteren Büchern, ich glaube aber irgendwie nicht, dass sie mich nun total enttäuschen wird wenn ich die beiden Reihen dann endlich mal anfange.

      Hab schon bemerkt dass du in letzter Zeit einige Rezis nachholst, hattest du lange keine Lust zu schreiben? Bei mir ist es in letzter Zeit auch mau, ich rezensiere nur einen kleinen Teil dessen, was ich wirklich lese. Lust und Zeit für den Rest habe ich nicht, obwohl ich bei manchem sicher was sagen könnte.

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    3. Tintenherz hab ich mir jetzt den letzen von aus der Bücherei geholt, bin ich eigentlich auch froh drum, denn obwohl ich die Geschichte mag, komm ich einfach nicht über ein "süß" weg. ^^"

      Ja ich hatte ne ganze Weile einfach keine Lust zu tippen, jetzt hab ich sie mehr oder weniger fertig, es fallen ja immer wieder welche an, und lad die so nach und nach hoch. Wenn ich da nicht bei bleibe, kann ich meinen Blog wirklich ein motten und das möchte ich nicht ^^"

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