20. April 2013

Robin Jarvis - Dancing Jacks - 01 - Auftakt


»Dieses Buch ist böse...
Du solltest dich ihm nicht nähern.
Du solltest nicht darüber sprechen.
Was auch immer du tust,
öffne es nicht!«


Erster Satz

»Die Tür erzitterte.«

Handlung

Jezza und seine Bande wollen ein altes Haus ausräumen, aber irgendwas stimmt mit diesem Haus nicht, das ist Shiela sofort klar. Sie wusste das es eine schlechte Idee war, schon vorher, aber nun kann sie nichts mehr dagegen tun, denn nun ist es zuspät.
Jezza beginnt sich seltsam zu benehmen und schon bald ist er nicht mehr der einzige. Nicht nur seine Gang führt sich seltsam auf nach der Nacht auf dem Hafengelände, sondern die ganze Stadt beginnt sich zu verändern. Am deutlichsten zeigt sie dies wohl an der Schule an der auch Martin Baxter unterrichtet. 
Nach dem tragischen Unglück das sich in der Stadt ereignet hat ist die ganze Stadt wie traumatisiert, viele Jugendliche sind verletzt worden und einige sind dabei sogar ums Leben gekommen. Die meisten scheinen zu glauben, dass die Veränderungen bei den Jugendlichen sich vor allem auf das Unglück zurückführen lässt, aber liegen sie damit nicht vielleicht doch falsch?
Und was hat es mit dem Buch "Dancing Jacks" auf sich, dass Jezza und seine Gang aus dem alten Haus geholt haben und nun auf dem wöchentlichem Flohmarkt so begeistert verteilen?

Mein Fazit

Die Dancing Jax standen eigentlich nicht auf meiner Liste, aber ich wurde irgendwie doch von Kay und Steffi von his+her books überzeugt, denn beide haben diesem Buch 5 Punkte gegeben. Den schließe ich mich zwar nicht gänzlich an, aber dazu später mehr. Momentan überlege ich erst mal wie ich euch beschreibe wie es mir ging, als ich dieses Buch gelesen habe... Gar nicht so einfach.

Düster, bedrohlich und verschroben. Das sind drei Wörter oder Eindrücke die mir nie wirklich aus dem Kopf gegangen sind, als ich es gelesen habe. Vielleicht nicht gerade von der ersten Seite an begleiten sie einen, aber sie bleiben einem das ganze Buch über erhalten.

Alles beginnt mit diesem seltsamen alten Gemäuer, das von Jezzas Bande ausgeräumt werden soll. Ich muss gestehen ich habe einen Hang für alte Gebäude, ich frage mich immer was man wohl auf den Dachböden solcher alten Häuser finden könnte oder in den Kellern. Generationen über Generationen lebten dort und haben ihre Spuren hinterlassen. So was kann mich sehr schnell in seinen Bann schlagen. So auch dieses Haus. Man bekommt sehr schnell das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt, nicht nur durch die Beschreibungen von uralten Graffitis und anderen Dingen, sondern vor allem durch die Reaktionen der Figuren. Shiela bekommt dieses bedrohliche Gefühl sehr schnell und rasch auch Miller. Alleine durch das was diese Figuren einem vermitteln wird die Stimmung sehr schön deutlich. Es ist wie ein Schatten er einen langsam aber sicher erreicht und man hat keine Chance sich davor in Sicherheit zu bringen. Das Ganze verschärft sich dann noch als Jezza sich plötzlich merkwürdig aufführt und nicht mehr er selbst zu sein scheint.
Das Verhalten der drei, so unterschiedlich es auch sein mag, zusammen mit dem seltsamen alten Haus legen den Grundstein für die düstere, bedrohliche Stimmung, die einen durch das Ganze Buch verfolgt.
Man sieht wie sich die Gruppe um Jezza sich verändert und nur eine Person sich dagegen zu wehren scheint, Shiela. Sie zeigt und wie seltsam und verschroben sich diese Gruppe nun benimmt und wie leicht sie sich von den Worten die Jezza ihnen bringt einwickeln lassen.
Und dann ist da noch das „Ablenkungsmanöver“, es zeigt wie leicht die Menschen sich von Dingen ein wickeln lassen und dazu zu bringen sind, sich auf Events begeben, die etwas Besonderes verheißen. Nur angespornt durch das Versprechen, dass ein Promi da wäre. Aber obwohl es auf den ersten Blick sehr extrem zu sein scheint für ein kurzes Treffen auf verbotenem Boden, hat es doch so viel mehr zu bedeuten...

Der Autor präsentiert uns eine Vielzahl von Figuren, die er vergleichsweise rasch einführt und dies meist im Gefüge einer Gruppe (Jezzas Gang, Martin Baxters Klasse). Diese Personen sind es die wir auch durch das Buch immer weiter verfolgen. Es wird damit begonnen, dass sich die "normalen Figuren" im Geschehen zeigen und man sieht wie sie sich Aufführen und wie sie auf bestimmte Dinge reagieren. Man bekommt einen guten Eindruck von ihnen und dann im Laufe der Geschichte zeigt der Autor wie sie sich verändern und ihre Rolle als "Dancing Jaxs" einnehmen. Dabei zeigt der Autor auch immer wieder wie sich die reale und die fiktive Figur gleichen, auch wenn man das nicht immer auf den ersten Blick erkennen kann. 

Die Handlung dreht sich vor allem darum wie sich die Dancing Jaxs verbreiten und immer mehr ihren Bann geraten. Es wird deutlich wie immer mehr Menschen dem Ganzen verfallen und wie das normale Leben immer weiter zum Erliegen kommt und wie sich die wenigen, die dem Buch nicht verfallen sind, mit diesem Problem konfrontiert sehen. Wie sie erst denken, das alles ganz normale Gründe haben könnte und wie sie dann begreifen müssen was die Wahrheit ist. 
Diese Entwicklung birgt auch die Spannung. Die sich aber auch dadurch entwickelt, dass der Leser zum Teil weit mehr wissen besitzt als die Figuren selbst und sie dazu antreiben möchte bestimmte Dinge zu glauben oder andere Dinge sein zulassen und der gleichen. Auf der anderen Seite schafft der Autor es jedoch auch den Leser in Unwissenheit zu lassen. Beispielsweise darüber was der Autor der Dancing Jax wirklich beabsichtigt hatte und wie er es geschafft hat die Figuren in die normale Welt zu bringen. Es entsteht ein Balanceakt aus Wissen und Unwissen, welcher den Leser zu fesseln scheint und in mir den Eindruck erweckt hat, dass ich mal von den Figuren durch ihre Welt gezogen wurde und mal von ihnen getrieben wurde und dabei keine Chance hatte den Worten zu entkommen.

Auch war es schwer sich den Figuren entziehen. Wie Steffi mich gewarnt hat, ich sollte mich nicht zu sehr in die Figuren verlieben. Ich dachte ich wäre gewappnet gegen das was mit ihnen passieren könnte, gerade was eine der Hauptfiguren angeht. Sie hat sich unglaublich gut gegen den Bann gewehrt und sich dadurch zu einer meiner Lieblingsfiguren gemausert, aber schließlich ist sie dem ganzen doch zum Opfer gefallen. Sie sind alle auf ihre Art irgendwie liebenswürdig, selbst die Oberzicke vom Dienst... Diese Sympatie hat auch dazu beigetragen, dass ich mich immer wieder in diese Welt gezogen fühlte, getrieben und gezerrt...  

Dennoch kann ich mich nicht gänzlich Kay und Steffi anschließen. Es steckt zwar unheimlich viel in diesem Buch und es ist etwas gänzlich anders, als das was man so gewöhnt ist. Es ist düster, es ist bedrohlich, aber es ist genauso brutal und einwickelnd und das macht es zu einem Buch dass den Leser in den Bann ziehen kann. Aber für mich war es nicht der "Oberknaller", der Autor ist für meinen Geschmack viel zu distanziert geblieben. Das Unglück wird dem Leser eigentlich eher als etwas präsentiert, dass man in der Zeitung lesen würde, es ein distanzierter Bericht einer schrecklichen Tat, die den Leser aber nicht weiter berührt. Genauso ging es mir mit anderen Dingen, der Autor wahrt eine gewisse Distanz zwischen dem Geschehen und dem Leser. Man kann sich nicht wie bei anderen Büchern in der Geschichte verlieren, hat kaum Anteil an den Gefühlen. Gewiss macht dies auch einen Teil der Spannung aus, aber mir fehlte es irgendwie. 
Außerdem hat mich ein wenig gestört, dass ich immer mal wieder damit durcheinander gekommen bin welche Figur welchen Namen im realen Leben  trägt und welchen Namen und Rang sie in der Welt der Dancing Jax inne hat. Es war ein bisschen schade, hat den Lesegenuss aber nicht gänzlich zerstört.

Insgesamt war ich angenehm überrascht von diesem Buch, das mich anfänglich eher an "Anonymus - Das Buch ohne Namen" erinnert hat und diesem auf Grund der Warnungen im Sinne von "Vorsicht böse" und "Ließ es nicht" doch sehr glich. Doch wo die Fassade sich auf den ersten Blick gleicht so unterscheidet sich der Inhalt doch um Welten.
Für mich ist es ein wirklich guter Auftakt zu einer weiteren Reihe, die ich definitiv weiter verfolgen werde.

8 von 10 Punkten
Bemerkenswert!


1 Kommentare:

  1. Freut mich, dass es dir so gut gefallen hat... Ist gänzlich anders als gewohnt, aber die Vorwarnungen scheinen ja geholfen zu haben :-D

    Glg
    Steffi

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